Business Camping: neue Arbeitsplatzkonzepte nicht nur in Corona-Zeiten

Katja Seidel |
8. September 2020 |

Seit mehr als 15 Jahren arbeite ich, Katja – Solution Consultant, nun schon für die fme – und fast genauso lang bin ich regelmäßig auf Dienstreise. Die Bahn und diverse Hotels in Deutschland waren bis vor einiger Zeit mein zweites Zuhause. Irgendwann kam jedoch die Zeit, als mein Körper diese Art der Dienstreise nicht mehr mochte. Das Arbeiten im Zug wurde zunehmend unangenehmer, das Kofferschleppen wurde auf Grund meiner Rheumaerkrankung immer beschwerlicher und vom Arbeiten und Schlafen im Hotel brachte ich regelmäßig lästige Rücken- und Nackenschmerzen mit nach Hause. Privat stieg ich zu dieser Zeit nach 13 Jahren Firmenwagen auf einen kleinen Campingbus um, zunächst um mein Hobby – die Fotografie – flexibler und angenehmer betreiben zu können. Schnell merkte ich aber, dass sich solch ein Campingbus auch prima als Büro eignet – ist doch alles vorhanden was man braucht und vor allem: man hat es immer dabei! Die ersten Dienstreisen machte ich also 2018, wobei ich durchaus auch mal zwei Wochen unterwegs war, um mit dem Camper ein paar Tage in den Bergen zwischen den Arbeitswochen zu verbringen. Den »Härtetest« startete ich dann während einer 10-monatigen Auszeit von der fme, als ich ganze 9 Monate Vollzeit im Camper gelebt habe. Anschließend war alles soweit optimiert, dass ich der fme einen – im ersten Moment sicher ungewöhnlichen – Vorschlag unterbreitet habe: Ich würde gern weiter auf Dienstreise gehen, ab sofort allerdings mit meinem rollenden Büro und Hotel. Ein gänzliche neues Arbeitsplatzkonzept für die fme: das Business Camping.

Offen für Neues und bedacht auf das Wohl der Mitarbeiter, fand diese Idee schnell Anklang bei der fme. Und so ging es im Januar 2020 direkt mit den ersten Dienstreisen im mobilen Büro los, welches ich nun komplett autark nutzen konnte. Ich war also nicht mehr auf Campingplätze oder Strom angewiesen. Und auch die winterliche Kälte stellte keine Hürde dar – bekam ich meinen kleinen Campingbus mit der integrierten Dieselheizung doch mehr als warm geheizt – wärmer als so manches Hotelzimmer!

Unschlagbare Vorteile des Business Campings

Überhaupt hat das Business Camping gegenüber meiner früheren Art der Dienstreise eine Menge Vorteile, die mir erst nach und nach so richtig bewusst wurden:

  • Die gewohnte Umgebung zum Arbeiten und Schlafen ist immer dabei. Endlich keine Überraschungen und Kompromisse mehr – meine Gesundheit und mein Rücken danken es mir!
  • Das Leben aus dem Koffer und das Schleppen desselben hat ein Ende. Stattdessen fühlt man sich eigentlich überall zu Hause – ganz nach dem Motto »Home is where you park it!«
  • Der Arbeitstag unterwegs lässt sich sehr viel effizienter gestalten. So ist es möglich, die Zeiten vor oder nach Kundenterminen zum Arbeiten oder Telefonieren in ruhiger Umgebung zu nutzen.
  • Der Camper kann auch in einen kleinen Besprechungsraum mit Kollegen zur ungestörten Vor- oder Nachbesprechung von Terminen oder gemeinsame Telefonkonferenzen umfunktioniert werden.
  • Insbesondere auf längeren Dienstreisen ist man in der Regel kostengünstiger unterwegs als mit Bahn / Flugzeug und Hotelübernachtungen. Zudem entfällt das zusätzliche Taxi oder der Mietwagen zu abgelegenen Kundenterminen.
  • Dank der kompakten Abmessungen meines Campers (5 m lang) kann ich mich auch in Städten nahezu uneingeschränkt damit bewegen. Durch die Höhe von 2,85 m fallen zwar Optionen wie Tiefgaragen weg, dies stört aber weniger als befürchtet.
  • In der eigenen Küche koche ich gesund, frisch und kostengünstig selbst. Auch für den schnellen Snack, das erfrischende Kaltgetränk oder den Kaffee zwischendurch ist sie Gold wert.
  • Nach Feierabend gibt es fantastische Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. So hat in meinem Camper beispielsweise ein SUP seinen festen Platz, um am Abend noch eine entspannende Runde auf dem See zu drehen.
  • Kundentermine am Anfang oder Ende der Woche lassen sich wunderbar mit einem spontanen Wochenendausflug verbinden – allemal besser, als für einen Montagmorgen-Termin den halben Sonntag im Zug zu verbringen.
  • Ich nutze meist die Abendstunden ab 17 oder 18 Uhr für meine Fahrten und suche mir dann irgendwo einen Platz zum Übernachten. So verliere ich nahezu keine Arbeitszeit »auf der Straße«. Die Reisegeschwindigkeit von 110-120 km/h macht die Fahrt dabei vergleichsweise entspannend.

Der entscheidende Vorteil für mich ist aber tatsächlich der Wohlfühlfaktor – das Gefühl, zu Hause zu sein, obwohl man unterwegs ist. Dieser Gewinn an Lebensqualität gegenüber einer typischen Dienstreise ist einfach großartig!

 Sicher ist dieses Konzept nicht für jeden das Richtige. Insbesondere in solch einem kleinen Camper wie meinem muss man definitiv Kompromisse eingehen, was den Komfort und Platz angeht. Mir persönlich gefällt dieser minimalistische Lebensstil aber ausgesprochen gut. Die Flexibilität meines Campingbusses möchte ich nicht gegen den Komfort eines großen Wohnmobils eintauschen. Aber hier sind die Geschmäcker ja (zum Glück) verschieden und die Möglichkeiten des Business Camping Konzeptes sehr breit gefächert.

Zutaten für ein autarkes Business Camping

Auch Kunden und Kollegen, denen ich von meinem besonderen Modell der Dienstreise berichte, sind meist begeistert – oder zumindest neugierig. Häufig stellt sich dann die Frage: Was ist eigentlich alles notwendig für ein »vollwertiges« autarkes Business Camping? Aus meiner Sicht sind das vier Dinge:

  1. Eine autarke Stromversorgung
  2. Ein mobiler Arbeitsplatz
  3. Ein (in meinem Fall minimalistisches) Badezimmer
  4. Eine Küche zur Selbstversorgung

Meine Stromversorgung ist über zwei Aufbaubatterien, eine Zusatzbatterie mit 230 V Steckdosen, ein fest installiertes Solarpanel, einen flexiblen Solarkoffer und einen Ladebooster, der die Batterien während der Fahrt effizient auflädt, mehr als gewährleistet. Während meiner Auszeit war ich auf diese Weise ganze sieben Monate ohne Strom von außen unterwegs, und auch auf meinen Dienstreisen kann ich das Stromkabel getrost zu Hause lassen.

Bei meinem mobilen Arbeitsplatz wollte ich keine Kompromisse eingehen – schließlich verbringe ich dort im Zweifelsfall 8-10 Stunden am Tag. Mein Laptop dient mir daher als Bildschirm, der durch ein oder zwei weitere portable Monitore, eine externe Tastatur und Maus sowie ein Konferenztelefon ergänzt wird. Mobiles Internet gibt es über einen LTE-Router, dessen Empfang meist noch durch eine Zusatzantenne verbessert werden kann. All diese Geräte betreibe ich über 12 V, was seit nunmehr zweieinhalb Jahren ohne Probleme funktioniert. Verdunkelte Scheiben sowie eine ausreichende Schallisolierung liefern außerdem die notwendige Privatsphäre.

Business Camping - Mobiler Arbeitsplatz

Mein mobiler Arbeitsplatz im Camper

Auch auf Körperhygiene muss ich nicht verzichten. Zwar habe ich »nur« ein Waschbecken und keine echte Dusche, aber das Haarewaschen und eine tägliche Katzenwäsche funktionieren daran besser als gedacht. Sogar Haare föhnen klappt mit einem kleinen Reisehaartrockner jeden Morgen sehr gut. Dank eines 42 l Frischwassertanks und einer kleinen Campingtoilette bin ich in diesem Punkt ebenfalls für eine knappe Woche autark, bevor entsorgt und nachgefüllt werden muss.

Meine kleine Campingküche mit einem 40 l Kühlschrank, einem Zwei-Flammen-Gasherd und einem Spülbecken bietet mir mehr als ausreichend Möglichkeiten, mich jeden Tag lecker und abwechslungsreich zu ernähren. Sogar Brot oder Kuchen lassen sich hier backen.

Business Camping - Raumkonzept im Ford Nugget

Links: Arbeitsplatz, Mitte: Campingküche, Rechts: Schlafplatz

Business Camping im Corona-Zeitalter

Corona hat im März dieses Jahres bekanntlich nahezu alles auf den Kopf gestellt, auch meine Dienstreisen mit dem Camper. Diese entfielen dann natürlich schlagartig. Dennoch war mein mobiles Büro in dieser Zeit sehr hilfreich. Wie bei vielen Menschen stellte der plötzliche Bedarf an Homeoffice-Plätzen auch in unserer Familie eine gewisse Herausforderung dar. Und so habe ich kurzerhand mein Homeoffice im Camper in der Hofeinfahrt aufgeschlagen – es war ja schon alles da. Und so arbeite ich nun seit mehr als 5 Monaten täglich aus meinem »Auto-Office« und bin mehr als glücklich damit. So kann man seinen Arbeitsplatz auch mal in die Natur verlegen, um nach Feierabend direkt noch eine Runde zu paddeln oder spazieren zu gehen. Wie auch schon auf Dienstreisen, für mich eine perfekte Work-Life-Balance!

Und die ersten Vor-Ort-Termine finden nun auch langsam wieder statt, so dass ich hoffentlich bald wieder öfter »on the road« sein werde. In Corona-Zeiten ist dies für mich die deutlich bessere und sicherere Art zu reisen als per Zug oder Flugzeug! Daher: Danke an die fme, die mir – neben diversen Benefits – dieses flexible Arbeitsplatzmodell ermöglicht – ein Modell, was den Namen »mobiles Arbeiten« voll und ganz verdient hat!

Sind Sie auch begeisterter Camper? Könnten Sie sich auch vorstellen, Ihren mobilen Arbeitsplatz im Wohnmobil einzurichten? Wenn Sie Fragen zu diesem Konzept haben oder vielleicht selbst schon Erfahrungen damit sammeln konnten, schreiben Sie uns gern in den Kommentaren!

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